Charles Robin Broad

 

 

Charles Robin Broad wurde in Ayr, Schottland geboren. Er ging in London zur Schule; - neben Gesang lernte er Klavier, Klarinette, Saxophon und Geige spielen und gewann Preise für Oper und deutsche Lieder. Während seiner Jugendmusikschul- und Wehrdienstzeit beim Orchester der Royal Artillery ging er bereits als junger Tenor auf Tourneen. Durch die Aufführung seiner eigenen Lieder gewann er ein Staatsstipendium für ein Studium in Gesang und Komposition an der Guildhall School Studium (Oper, Oratorio, Lied, Dirigieren, Komposition) an  der Guildhall School of Music and Drama. Abschluss mit Diplomen als Gesangslehrer und Komponist. Viele Preise. Zahlreiche Auslandsstipendien ( Salzburg, München, Venedig…).

Stationen: u.a. Bayer. Rundfunk, BBC, Bel Canto Singers, Ambrosian Singers. Mehrere Jahre als Sänger und Repetitor beim Festspielchor Bayreuth. Erste Bühnenerfahrungen am Guildhall Theater und am Stadtheater St.Gallen. Zeitweise Chordirektor der Bürgli Sängerknaben, Solist bei Radio und Fernsehen Lugano, Prof. für Vokalmusik  am Queensland  Conservatorium, Gastsänger und Regisseur bei der Australian Opera, Queensland. Seit vielen Jahren in Deutschland als Sänger, Solorepetitor und Chordirektor für Oper tätig (z.B. am National Theater Mannheim, Stadttheater Hagen, Staatstheater Saarbrücken und an den Bühnen der Hansestadt Lübeck).

Konzertreihen bzw. Bühnenaufführungen: u.a. Theater of Happenings, Café Classic, In der Bar zum Krokodil, Hauptsach gudd gess?, Denkmal!, Schuberts Brille, Wer mag Mozart denn wirklich?,

The Geneva Twist, Broad on Broadway, Lampenfieber.

Viele Lieder, Kindermusicals, Opern, Kantaten und Theaterstücke

stammen aus seiner Feder.

Er gewann den 1. Preis für die Oper „Rodrigo der Cid“ in Detmold, als Schriftsteller.

 

 

The Geneva Twist

The Geneva Twist ist ein Schauspiel für 9 Frauen und einen Schlagzeuger und erfuhr seine Welturaufführung durch die ACT- Theatergruppe an der Universität des Saarlandes im Juni 2003. Das Stück ist der zweite Teil von Robin Broads Helena-Trilogie.

Vom homerischen Mythos der schönen Helena ausgehend ist die Handlung manchmal episch mit Dialog, manchmal collage-artig mit Tableaus und manchmal rhythmisch und in Vers, wobei die Mädchen (rap-artig und im Chor) Rituale darstellen. Kernmotive sind die sieben Todsünden, die als Ankerpunkte benutzt werden, um die Persönlichkeiten der Hauptpersonen des Dramas klar zu definieren. Die Namen Nell, Elly, Selena u.s.w. bezeichnen Teile einer multiplen Persönlichkeit bei Helena – einem Photomodell in einer schweren Krise. Die Personen sind aber auch alte Schulfreundinnen von ihr (Na, sind sie es denn wirklich?). Es gibt eine achte Schulfreundin, Dr. Netty Frankenheimer – sie ist sogar Therapeutin geworden und organisiert ein Klassentreffen in einem Wellness-Hotel in der Schweiz als Teil der Therapie. Da ist auch etwas krimimäßiges dabei – missbrauchte Mädchen und ein

Callgirl-Ring u.s.w.. Aber im Großen und Ganzen ist es ein Heilungsprozess für Helena, die durch alle seelischen Höhen und

Tiefen geht, damit sie wieder zu sich selbst finden kann. Die neunte Frau im Bunde ist die Direktorin, die vom Zuschauerraum aus inszeniert und das Ganze als Film für die Berlinale verkaufen will. Am Schluss jedenfalls scheint die Therapie geglückt zu sein…

 

 

 

Tod eines Rollstuhls  (von Charles Robin Broad)

 

( aus Menschen und Dinge sehr frei,

jedoch in großer Linie sinngemäß,

ins Deutsche übertragen )

 

Rollstuhl und Mann, sie kennen sich lang,

manch’ banges Erleben, manch’ Überschwang.

Jetzt rosten die Speichen, im Knochen Schmerz,

auf irgendwas warten, Enttäuschung im Herz.

 

Das Leder fault – die Haut ist so dünn,

Rollstuhl wie Körper, sie welken dahin.

Längst sind sie nun beide Teil eines Kampfes –

des argen Leidens, der Lähmung, des Krampfes.

 

Über die Jahre zwanzig und mehr,

die Räder schon wack’lig, das Leben fällt schwer.

Da! Schrilles Quietschen! – Die Glieder trifft’s hart.

Der Tod schlägt zu auf rollendem Rad.

 

Darauf stand der Stuhl dann als nutzloser Klotz

jahrelang da mit buckligen Zähnen,

auf modrigem Speicher in Sturheit und Trotz.

Auf seinen Rädern statt Öl nur noch Tränen.

 

Es erbarmt sich des Partners freundlicher Geist.

In gleißendem Lichte kommt er gereist,

und lockend ruft er zum alten Gestell:

„Ich hole Dich zu mir, mein treuer Gesell!“

 

Sogleich zerplatzen die letzten Speichen,

der Rollstuhl spürt seine Kraft entweichen.

Er bäumt sich, krümmt sich, ein Haufen Elend,

ein Klirren, ein Wirren, so Mitleid erregend.

Das Gummi der Räder zerfällt und verblasst,

und wie ein Plätschern aus tiefstem Morast

türmt er sich, taumelt, fleht in die Höh’:

„Sag mir, warum tut’s beim Sterben so weh?“

 

Dann plötzlich Frieden, Einig-Und-Ein:

Mann, Rollstuhl  - Gestell und Gebein.